16.04. ‐ 21.04.2024

8 Fragen an Adrian Oeser // Regisseur von "Von Neo-Nazis und Superhelden"

1. Wohnort: Frankfurt am Main

2. Was hat dich dazu bewogen, einen Film über die Rechtsrock-Kozerte in Themar zu drehen? 
Ich war auf der Suche nach einem Thema für meinen Diplomfilm, als ich mitbekam, dass in Themar erneut ein Rechtsrockkonzert stattfinden sollte. Die Bilder vom großen Konzert im Sommer 2017, bei dem ein Haufen Neonazis ungestört den Hitlergruß zeigen konnte, war mir noch im gut im Gedächtnis. Für mich waren zwei Fragen interessant: Warum können die Konzerte in Themar stattfinden und wie hat sich der Ort mit den Konzerten verändert? Bei meinem ersten Besuch in Themar lernte ich den engagierten und kreativen Protest gegen die Neonazis kennen. Im Film wollte ich auch Bilder von Thüringen zeigen, die sonst etwas untergehen: dass es dort auch in kleinen Orten mutige Menschen gibt, die trotz der realen Gefahren, mit denen das verbunden ist, Gesicht zeigen und den rechten Umtrieben etwas entgegen setzen. Und wann hat man schonmal einen leibhaftigen Superhelden als Protagonisten?

3.Das Schwerpunktthema beim 12. LICHTER Filmfest lautet „Natur". Wann hast du dich das letzte Mal mit der Natur verbunden gefühlt?
Ganz konkret mit der Natur verbunden fühle ich mich zum Beispiel immer, wenn es regnet und ich nass werde. Je nach Jahreszeit ist das dann gut oder schlecht.

4. Auf welche Begegnungen hoffst du beim LICHTER Filmfest?
Ich hoffe auf spannenden Austausch über die gezeigten Filme und auf eine lebhafte Diskussion über meinen Film "Von Neonazis und Superhelden".

5. Welche Bedeutung hat die Kinoleinwand für dich?
Die Kinoleinwand ist für mich ein Fenster zur Welt, zur realen wie zur erdachten, und Projektionsfläche für Geschichten, die im besten Fall überraschen, bewegen und zum Nachdenken anregen.

6. Mein größter Erfolg war…
Ich finde, "Erfolg" ist eine schwierige Kategorie, weil es schnell so klingt, als hätte man ganz allein etwas tolles geschafft und sich dabei gegen andere durchgesetzt. Dabei habe ich das Glück, von vielen tollen Menschen in meiner Arbeit unterstützt zu werden: mit Ideen, Kritik, alltäglichem Support und einfach der Gewissheit, ein tolles soziales Netz zu haben. Das ist meine Basis und mit der gehe ich immer wieder durch Prozesse, die Höhen und Tiefen haben. Das trifft auch auf meine Filmprojekte zu, die ja nicht immer einfach und erfolgreich sind, sondern manchmal auch ziemlich kompliziert und zeitweise frustrierend. Das immer wieder durchzuhalten und Sachen zum Abschluss zu bringen, ist immer wieder ein Erfolg. Und der fußt immer auch darauf, Freund*innen zu haben, die Kraft geben und Mut machen.

7. Wenn ich nicht beim Film gelandet wäre, würde ich wahrscheinlich…  
Theater machen. Das hatte ich nämlich fest vor, bevor mich als Schüler die Begegnung mit den beiden Frankfurter Zeitzeuginnen Trude Simonsohn, die als Jüdin von den Nazis verfolgt wurde und Irmgard Heydorn, die im Internationalen Sozialistischen Kampfbund Widerstandsarbeit geleistet hat, so beeindruckt hat, dass ich einen Dokumentarfilm über sie gemacht habe. Und dann bin ich beim Film geblieben.

8. Deine liebste Filmszene aller Zeiten ist...
Das Ende des Films "Le Havre" von Aki Kaurismäki. Das Ende ist märchenhaft: ein Junge flieht unentdeckt übers Meer nach Großbritannien und eine Frau wird auf wundersame Weise von einer tödlichen Krankheit geheilt. Schön ist die Szene, weil sie eben so märchenhaft ist. Und schmerzhaft, weil der explizit herausgestellte Märchencharakter auf die bittere Realität verweist.

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