16.04. ‐ 21.04.2024

8 Fragen an Piotr Lewandowski

Regisseur von "König der Raben“

1. Ich bin …

Zunächst Künstler, dann Filmemacher.

2. Was war Ihre Inspiration für Ihren Film über Zusammenhalt?

Ein Gefühl von zunehmendem Chaos in unserer Gesellschaft, eine verstärkter Fragmentierung einhergehend mit einer immer stärker werdenden Polarisierung. Auch das Bedürfnis, eine Geschichte über die heilende Kraft der intimen Freundschaften zu erzählen, aber auch über toxische Liebe, die, wenn man nicht aufpasst, in einer Tragödie münden kann.

Schließlich auch eine Geschichte darüber, wie die menschlichen Beziehungen zweier unterschiedlicher Kulturen aufeinanderprallen. Eine schicksalhafte Begegnung, bei der sich die Lebenslinien zweier Personen an einem bestimmten Punkt kreuzen. Und der Punkt ändert für beide alles.

Die Angst vor der Einsamkeit. Oder auch vor dem was wird, wenn Ehepartner ein Kind verlieren. Was wird aus der dadurch bedingten neuen Sicht auf sich selbst? Das Brechen mit Gewohnheiten- das sind alles nur einige verbindende Faktoren, die zwischen den Menschen, zwischen den Worten und zwischen den Gefühlen wirken.

Ich hatte auch das Verlangen eine Geschichte zu erzählen, über Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten und durch ihre Illegalität erpressbar sind. Während der Recherche bin ich auf zahlreiche solcher Geschichten gestoßen und hatte das Gefühl, sie teilen zu müssen.

3. Das Thema der diesjährigen LICHTER Ausgabe lautet „Wandel. Welches Thema kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Wandel denken?

Der Wandel in unserer Gesellschaft passiert ständig und mit größerer Geschwindigkeit als je zuvor in der Geschichte. Aktuelle Themen kommen und gehen im Stundentakt. Dabei vergessen wir oft, für einen Moment innezuhalten und zu atmen. Wir vergessen Dankbarkeit zu empfinden, oder Güte und Mitgefühl zu zeigen und zu teilen. Aber das sollte doch das wichtigste im Leben sein.


4. Gibt es etwas, was Sie schon immer mal machen wollten, aber nie getan haben?

Ich bereite momentan einige Drehbücher vor. Das werden Filme, mit denen ich zum Teil neue Wege gehen möchte. Es gibt noch so viele schöne und interessante Themen, die ich erzählen möchte. Dafür brauche ich mutige und starke Produzenten, die nicht in Schubladen denken und sich nicht nach Fernsehstandards richten.


5. Warum sind Sie Filmemacher?

Um intime, ehrliche und sinnliche Erzählungen zu realisieren. Ich mag Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen und die jedem von uns zustoßen könnten, egal wo auf dieser Welt.

Davon abgesehen habe ich das Gefühl, dass der Film eher zu mir gekommen ist als ich zum Film... Ursprünglich wollte ich gar kein Filmemacher werden. Ich hatte eigentlich die Malerei für mich entdeckt, aber da wurde mir schnell klar, dass ich durch diese Kunstform nicht so gut mit der Welt kommunizieren kann, wie ich es eigentlich möchte. In der Malerei gibt es klare Grenzen des Erzählbaren. Ich wollte Geschichten erzählen und habe deshalb angefangen Filme zu zeichnen. Aus den gezeichneten Filmen wurden schließlich bewegte Bilder und so war ich also beim Film.

6. Das Kino hat im letzten Jahr einen beispiellosen Wandel erfahren. Wie wird diese Erfahrung die Zukunft des (deutschen) Films beeinflussen und welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf Sie?

Das lässt sich für mich momentan gar nicht abschätzen.


7. Meine liebste Filmszene aller Zeiten ist…

Als Kind sah ich heimlich, unter dem Bett meiner Eltern versteckt, den polnischen Film "Seksmisja/Sexmission", eine polnische Science-Fiction-Komödie aus dem Jahr 1984. Die Wissenschaftler Max und Albert nehmen an einem Experiment teil und lassen sich einfrieren. Als sie wieder erwachen, hat die Welt sich radikal verändert und Frauen haben die Herrschaft übernommen. Ich fand diese Vorstellung großartig. Mehr Frauen an die Macht!


8. Wenn Sie mit jedem Menschen auf der Welt einen Film machen könnten, mit wem würden Sie arbeiten und um welches Thema würde es gehen?

Robert de Niro oder Elisabeth Moss.

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