16.04. ‐ 21.04.2024

8 Fragen an...Fabian Schmalenbach

Regisseur von Gemeinsam Nüchtern

1. Ich bin…

Fabian Schmalenbach, Filmemacher.

2. Was war Ihre Inspiration für Ihren Film über Selbsthilfe?

Ich fand einfach alles an Hof Fleckenbühl spannend: Dass hier einfach Süchtige andere Süchtige aufnehmen, ohne Ärzte und Therapeuten und man sich fragt, ob das funktionieren kann, die kontroversen Meinungen über den Hof im Internet, von zum Teil ehemaligen Bewohnern, die von total negativ bis total positiv reichten und bei denen ich mich fragte, wie der Hof denn nun wirklich ist und mir mein eigenes Bild machen wollte. Die klare Hierarchie unter den Bewohnern, die manche als heilsam und andere als furchtbar empfinden, bei der ich mich fragte, wie es mir selbst damit gehen würde? Dann der ganze Ort, dass man hier mit Süchtigen auf einem Bauernhof dreht, statt in einer Klinik usw. Ich war wirklich total überzeugt von dem Thema dieses Films, als ich darüber gestolpert bin und fand es total spannend mehr darüber zu erfahren, habe den Film also vor allem aus eigener Neugierde heraus gedreht.

3. Das Thema der diesjährigen LICHTER Ausgabe lautet „Freiheit“. Welches Thema kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Freiheit denken?

    Mit dem Rucksack um die Welt reisen. Oder mit dem Fahrrad. Oder vielleicht auch Woofen- oder das vielleicht doch nicht, ist vielleicht doch nicht so frei! Oder einfach am Meer sitzen. Oder auf dem Gipfel eines hohen Berges über die Landschaft schauen. Das sind jetzt vermutlich die Standartantworten und wenn man irgendwas davon macht, stellt man oft fest, dass man sich dabei vielleicht doch nicht so frei und glücklich fühlt wie man vorher dachte. Deshalb glaube ich, der Gedanke von Freiheit entsteht vor allem im Kopf. Der Mensch will vermutlich immer freier sein, als er gerade ist, egal wie frei er schon ist. Ist jetzt sehr philosophisch.

    Natürlich gibt es auch Freiheit im kleinen, zB in einer kreativen und freiberuflichen Tätigkeit zu arbeiten, in der ich sicherlich mehr Freiheiten habe, als andere Menschen in ihrem Beruf, wobei man den Beruf des Filmemachers auch nicht romantisieren sollte, da es schon auch immer ein harter Kampf ist davon zu Leben, und wenn man das nicht schafft und in finanzielle Schwierigkeiten kommt, ist man sehr schnell wieder sehr, sehr unfrei.

    Die Größte vorstellbare Freiheit für einen Filmemacher wäre sicher, wenn Filme überhaupt kein Geld kosten würden und man alle Filme machen kann, die man machen will. Die Realität ist leider eine andere.

    Natürlich kommen einem zu dem Schlagwort „Freiheit“ auch immer sofort Drehbuchideen, über Protagonisten die unfrei sind und sich im Laufe des Films ihr Freiheit erkämpfen. Sowas ist auch immer wieder Thema meiner Filme.

      4. Wenn Sie in diesem Moment die Freiheit hätten, zu tun, was Sie wollen, was wäre das?

      Dass ist das Problem: Wenn man die Freiheit plötzlich hat, gibt es so viele Möglichkeiten, dass man gar nicht weiß, was man machen soll! Vermutlich würde ich erstmal auf diesem Stuhl hier sitzen bleiben und drüber nachdenken, was ich jetzt machen soll.

      5. Warum sind Sie Filmemacher?

        Das ist so eine typische Filmstudiumsfrage. Da mein Studium schon eine Weile her ist bin ich aus der Übung sie zu beantworten. Ich glaube, ich habe auch nie eine wirklich befriedigende Antwort auf diese Frage gefunden und immer irgendwas erzählt was gut klang. Ich denke ich wollte im Leben einfach einer kreativen Tätigkeit nachgehen, da mich dies mehr interessiert als beispielsweise ein technischer Beruf. Besonders nach der Schule, in der mich kein Fach wirklich interessiert hat und in der man vieles lernen musste was mich gar nicht interessierte, wollte ich danach im Berufsleben etwas machen, was mich wirklich interessiert.

        Hinzu kommt ein schon als Kind und Jugendlicher geweckte Faszination für Filme. Ich habe mir auch schon als Kind eine High8 Kamera gewünscht und meine Familie mit Urlaubsvideos beglückt, die sicherlich das Prädikat „künstlerisch Wertvoll“ tragen.

        6. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des deutschen Films?

          Dass Filmstudenten nach ihrem Studium eine realistische Chance bekommen in den Markt einzusteigen. Das mehr Filme von Newcomern gedreht werden und weniger von schon seit Jahrzehnten etablierten Filmemachern, auch wenn dies für Förderungen und Sender ein größeres Risiko darstellt. Das Kinospielfilme unabhängiger sind von Senderbeteiligungen und es öfter möglich ist, sie nur über Filmförderungen zu finanzieren, wenn man keinen Sender findet. Dass es möglich ist auch Low-Budget-Filme zu drehen.

          7. Meine liebste Filmszene aller Zeiten ist…

          Da fallen mir jetzt wirklich so viele ein, dass ich keine einzelne benennen kann. Ich finde auch immer die Frage nach meinem Lieblingsfilm total schwierig, da ich durchaus verschiedene Genres mag.

          Welche Filmszenen mir auf jeden Fall immer im Gedächtnis bleiben werden sind: das Ende von „Sieben“, das Ende von „Fight Club“ und der Anfang von Pulp Fiction (mit dem Dialog über die Burger und was in Europa anders ist.)

          8. Wenn Sie mit jedem Menschen auf der Welt einen Film machen könnten, mit wem würden Sie arbeiten und um welches Thema würde es gehen?

            Vielleicht einen Actionfilm mit Bruce Willis, aber nicht heute sondern in den 90èrn- einfach weil das so unerreichbar ist und es, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, genau solche Hollywood Blockbuster waren, die bei mir als Jugendlichem die Faszination für das Medium Film weckten, was man im Studium und in seinem sonstigen Filmemacher Leben natürlich immer leugnet. Auch wenn ich heute ganz andere Filme mache und auch wirklich ganz andere Filme machen will! Oder vielleicht im hier und Heute eine Mediensatire mit Jan Böhmermann in der Hauptrolle.