Die Möllner Briefe
Martina Priessner
Hunderte Menschen aus ganz Deutschland erschütterte der rassistische Brandanschlag in Mölln, der drei Menschen das Leben kostete. Der Anschlag zwang Deutschland dazu, sich mit seinem eigenen Rassismus auseinanderzusetzen. Viele schrieben den Überlebenden Briefe – voller selbstgemalter Bilder, aufrichtiger Beileidsbekundungen und Solidarität. Doch diese trostspendenden Nachrichten, die den Familien in ihrer Trauer hätten helfen können, landeten beim damaligen Bürgermeister und wurden ihnen nie übergeben. Stattdessen wurden sie sortiert, archiviert und schließlich vergessen. Erst dreißig Jahre später erfahren die Überlebenden durch einen Zufall von der Existenz der Briefe und realisieren, wie viel Mut und Zuspruch Ihnen eigentlich zugestanden hätte.
Ibrahim Arslan, der den Anschlag als Kind überlebte, steht im Zentrum von Die Möllner Briefe und wird von Regisseurin Martina Priessner auf seiner Suche nach Wahrheit und Erinnerung begleitet. Priessners präzise Kameraführung und Derya Yıldırıms hypnotisierende Musik machen den Dokumentarfilm zu einem ergreifenden Plädoyer für eine lebendige Erinnerungskultur, dem es durch seinen visuellen Minimalismus gelingt, Opfer und Überlebende in den Mittelpunkt zu stellen.
27. April 2025
19:30 Uhr, Mal Seh'n Kino
Mehr Informationen
Regie | Martina Priessner |
Land | Deutschland |
Jahr | 2025 |
Spieldauer | 96 min |
Sprache | Deutsch, Türkisch mit englischen Untertiteln |
Sprachfassung | OmeU |
Produktion | Gregor Streiber, Friedemann Hottenbacher |
Kamera | Ayşe Alacakaptan, Julia Geiß Ute Freund, Anne Misselwitz |
Schnitt | Maja Tennstedt |
Ton | Bilge Bingül, Ludwig Fiedler |
Musik | Derya Yıldırım |
Sound Design | Robert F. Kellner |
Panorama Publikumspreis und Amnesty Filmpreis bei der 75. Berlinale
Präsentiert von:

Über die Regisseurin
Martina Priessner wurde 1969 geboren und studierte an der Humboldt Universität in Berlin Sozial- und Kulturwissenschaften. Sie lebt und arbeitet in Berlin als freie Filmemacherin und Autorin. Ihr Dokumentarfilm „Die Wächterin“ feierte im Jahr 2020 auf dem DOK Leipzig Festival seine Premiere und gewann den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts. Ihr neuester Dokumentarfilm Die Möllner Briefe wurde während der Berlinale 2025 uraufgeführt und gewann den Amnesty Filmpreis und den Panorama Publikumspreis.
Pressestimmen
„Priessners Film ist einerseits schön, weil es berührend ist zu sehen, wie viele Menschen damals ihr Mitgefühl zum Ausdruck gebracht haben und in welchen Worten. Er ist andererseits aber auch unangenehm für das weiße Deutschland. Denn wenn man sich fragt, was die Verantwortlichen seinerzeit davon abgehalten hat, das zu tun, was jedes Kind versteht, nämlich die Briefe an die Hinterbliebenen weiterzuleiten, lautet die Antwort: Rassismus.“ (Matthias Dell, Zeit Online)
Martina Priessner über den Film
„When we first met, İbrahim immediately told me about the letters of solidarity. His disbelief and shock at the withheld solidarity were written all over his face. What he shared with me left a lasting impact. How could such an important expression of support never reach those it was intended for? And what does this say about how victims are treated? I couldn’t shake İbrahim's words from my mind: "When we tell our stories, we lose our trauma symptoms. Because our greatest longing is to tell our stories." A few days later, I called him and proposed making a film together. The many unheard, unseen, and untold stories from the perspective of the victims and survivors form the emotional core of this film. To ensure these stories are heard, we also need the power and magic of cinema, in which I have unwavering faith. At a time when democracy in Germany is under threat like it hasn't been in 80 years, the film seeks to ask crucial questions, give space to the personal losses of the victims, and make solidarity visible. Ultimately, it aims to broaden perspectives and contribute to a new form of remembrance.”
IN ANWESENHEIT DER REGISSEURIN
Zukunft Deutscher Film

