16.04. ‐ 21.04.2024
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Let Chaos reign? Vorträge und Talks zum Thema Chaos

In Kooperation mit dem Exzellenzcluster Normative Orders der Frankfurter Goethe-Universität wird am Festivalfreitag das Thema Chaos diskursiv unter die Lupe genommen. Jacob Lillemose, Kurator von X AND BEYOND in Kopenhagen wird in seinem Vortrag "The End is Not the End. Post-apocalyptic Imaginaries in Contemporary Movies" Katastrophen im Film unter die Lupe nehmen.
Im Anschluss findet ein Gespräch mit Peer Illner (EXC) zu Lillemoses Beobachtungen statt. Matthias C. Kettemann (EXC) versucht in seinem Beitrag Tohuwabohu 2.0 dem Chaos im Internet auf die Spur zu kommen, während Marcus Döller (EXC) in Chaos in die Ordnung bringen dem ästhetischen Begriff der chaotischen Unform nachgeht.
Im Anschluss prüfen sie ihre Thesen im moderierten Gespräch auf ihre Fruchtbarkeit füreinander.
Moderation: Stefanie Plappert (DIF)

Jacob Lillemose PhD
The End is Not the End. Post-apocalyptic Imaginaries in Contemporary Movies

Vortrag in englischer Sprache

Schon seit Urzeiten fantasieren die Menschen über das Ende der Welt. Bereits die Höhlenmalereien in Chauvet, deren Ursprünge 37.000 Jahre zurückliegen, bilden das monströse Drama eines Vulkanausbruchs ab. Heute sind solche Darstellungen welterschütternder Ereignisse ubiquitär in den fiktionalen Werken der Filmindustrie, vom Satellitenversagen in Geostorm bis zur Zombieapokalypse in World War Z. Jedoch ist das Ende in diesen zeitgenössischen Entwürfen nie wirklich das Ende, sondern immer auch Anlass für die Rückkehr zu etwas bereits zuvor Existentem oder der Anfang von etwas völlig Neuem. Dieser Vortrag präsentiert eine breite Auswahl kinematischer Katastrophen und erörtert die Implikationen dieser beiden „Nicht-Enden“. Er verhandelt die Vorstellung vom Ende der Welt als Ausblick für ein Weltenmachen, um ein kritisches Bewusstsein für die politischen und existentiellen Fragen imaginierter Desaster zu schaffen.
Im Anschluss diskutiert Jacob Lillemose seine Thesen mit Dr. Peer Illner (EXC).

Dr. Matthias C. Kettemann, LL.M. (Harvard/EXC)
Tohuwabohu 2.0

Das Chaos im Netz als Produktivkraft und Gefahrenquelle. Am Anfang war das Chaos. Dann kam die Freiheit. Dann kamen die Staaten und mit ihnen das Recht. Doch bedeutet dies mit dem Ende des Chaos auch das Ende der Freiheit? ‚Anti-chaotische‘, rechtssichernde Ordnungsansätze in der Internetregulierung können durchaus begründet werden, aber – so sie unverhältnismäßig sind, von übermächtigen Intermediären instrumentalisiert oder von Staaten autoritär aufgeladen werden – wohnt ihnen die Gefahr der Freiheitsverletzung inne.
Let chaos reign? Es gibt im Internet bedeutende ‚chaotische‘ Tendenzen: Fragmentierung, Cyberattacken, Diversifizierung privater Ordnungsbildung. Chaos ist nicht Anarchie, wenn das Chaos im Internet als Produktivkraft erhalten bleibt und weltgesellschaftliche Grundwerte sowie Grundprinzipien des Internets gesichert werden – dies zumal im Netz als nichtlineares, dynamisches System – wie in der Physik – Chaos der Regelzustand ist. Und Regeln sind bekanntlich normativ.

Marcus Döller (EXC)
Chaos in die Ordnung bringen

Das philosophische Nachdenken über ästhetische Vollzüge in künstlerischen Praktiken ist gekennzeichnet durch eine Reflexion auf die Unterbrechung von Vollzügen des Gelingens in sozialen Praktiken und seinen normativen Konstitutionsbedingungen. In der Unterbrechung sozialer Praktiken des Gelingens öffnen sich ästhetische Vollzüge auf die Auflösung und Hervorbringung von Formen, die selbst nicht so wie die Form dieser Gebilde beschaffen sind. Chaos ist der Name für die Unform des Zugleich der Auflösung und Hervorbringung von Formen aus der Unförmigkeit. Marcus Döller wird in seinem Beitrag die paradoxale Verklammerung von chaotischer Unform und geordneter Form auf seine interne Dialektik hin befragen, indem er die moderne Ästhetik auf die Struktur der Hervorbringung chaotischer Unformen durch die Formen künstlerischer Praktiken befragt. Ästhetische Praktiken ermöglichen demnach die Darstellung eines Zugleich von Auflösung und Hervorbringung von Formen, indem sie sich in der Form von Werken auf chaotische Unformen hin öffnen und die Differenz von geordneter Form und chaotischer Unform in der Form ihrer Werke selbst auszutragen vermögen.

6. April 2018

19:00 Uhr, Kino des DFF

Mehr Informationen Lichter FilmfestLichter Filmfest

Jahr 2018
Sprache deutsch/englisch

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​Eintritt frei
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