Moria Six
Jennifer Mallmann
Es war Europas größtes Flüchtlingslager, hoffnungslos überfüllt und berüchtigt für seinen katastrophalen Zustand. Im September 2020 wurde das Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos durch ein Feuer vernichtet. Sechs jugendliche Asylsuchende wurden der Brandstiftung bezichtigt und festgenommen. Doch der einzige Zeuge, der die jungen Afghanen gesehen haben will, ist nie vor Gericht erschienen – nur eine von vielen Ungereimtheiten rund um einen fast unbekannten Justizskandal.
In ihrem Film Moria Six thematisiert Regisseurin Jennifer Mallmann die Praktiken der europäischen Abschottungspolitik. Sie zeigt illegale Pushbacks und gigantische neue Hochsicherheitslager, in denen Geflüchtete wie Kriminelle weggesperrt werden. Außerdem nimmt sie Kontakt zu Hassan auf, einem der inhaftierten Jugendlichen, und spricht mit seinen Anwältinnen. Vom fragwürdigen Vorgehen der griechischen Behörden bis zur zugrunde liegenden Flüchtlingspolitik der Europäischen Union — in ruhigen, eindrucksvollen Bildern stellt sich Jennifer Mallmann dem globalen Wegschauen entgegen und macht die Entmenschlichung an Europas Außengrenzen sichtbar.
26. April 2025
17:00 Uhr, Kino des DFF
Mehr Informationen
Regie | Jennifer Mallmann |
Land | Deutschland |
Jahr | 2024 |
Spieldauer | 82 min |
Sprache | Griechisch, Farsi, Deutsch, Englisch mit englischen Untertiteln |
Sprachfassung | OmU |
Produktion | Matthias Drescher |
Kamera | Sina Diehl |
Drehbuch | Jennifer Mallmann |
Schnitt | Maxie Borchert |
Ton | Vincent Egerter |
Musik | Clemens Gutjahr |
Sound Design | Timo Kleinemeier |
DEFA Förderpreis beim DOK Leipzig 2024; Filmpreis Leipziger Ring der Stiftung Friedliche Revolution
Präsentiert von:

Über den Regisseurin
Jennifer Mallmann studierte „Motion Pictures“ an der Hochschule Darmstadt und spezialisierte sich anschließend auf Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg, die sie 2024 mit einem Diplom abschloss. In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich intensiv mit Menschenrechtsthemen auseinander. 2020 erhielt sie ein Stipendium für die Summer School des Global Campus of Human Rights in Venedig, die in Zusammenarbeit mit der La Biennaledi Venezia stattfand. Moria Six ist Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm
Jennifer Mallmann über den Film
„Nicht gehört oder gesehen zu werden ist unerträglich, weil es unsere Menschlichkeit in Frage stellt. Menschen, die weder gesehen noch gehört werden, sind Opfer einer Unterdrückung, die sie unsichtbar und stimmlos macht und schlussendlich entmenschlicht. Im Dezember 2021 schrieb ich an sechs Jugendliche, die in einem griechischen Gefängnis inhaftiert waren. Sie alle nahmen eine gefährliche Route über das Mittelmeer auf sich, um Schutz in Europa zu suchen. 2020 brannte das Camp, in dem sie lebten, ab.
Ihnen wurde vorgeworfen, das Feuer im Camp Moria gelegt zu haben. Obwohl Beweise fehlten, schien dies vor Gericht irrelevant. Ich schrieb ihnen, dass ich von ihrem Prozess erfahren hatte und an ihrer Perspektive interessiert sei. Eine Woche später rief mich Hassan, einer der Jugendlichen, an. Er sagte, ich sei die erste Person, die ihn nach seiner Sichtweise gefragt habe. Dies war der Beginn eines langen Briefwechsels zwischen Hassan und mir, durch den ich einen Teil seiner Welt kennenlernen durfte – eine Welt voller Sehnsucht und Schmerz.”
IN ANWESENHEIT DER REGISSEURIN
Zukunft Deutscher Film


