Toxic (Akiplėša)
Saulė Bliuvaitė
Das vermeintlich Hässliche macht uns Angst – und noch größer ist die Furcht, selbst als hässlich gesehen zu werden. Davor flieht auch die 14-jährige Marija. Seit ihrer Geburt humpelt sie und ist auch sonst Außenseiterin in der zerfallenden litauischen Kleinstadt. Sie versucht ihr Glück an einer Modelschule, wo ihr zum ersten Mal gesagt wird, dass sie Schönheit besitzt, dass sie einen Wert hat. Hier lockt die vermeintliche Chance auf ein goldenes Ticket, mit dem sie endlich ihrer verdammt trostlosen Umgebung entkommen könnte. Doch die fiesen Kommentare der anderen Mädchen und die hohen Erwartungen der Schule nagen an ihr – etwas ganz Anderes nagt derweil an ihrer Freundin Kristina. Zusammen geraten die Beiden in einen giftigen Strudel aus Schönheitsidealen, Selbstzweifeln und extremen Entscheidungen.
In ihrem Spielfilmdebüt rechnet Regisseurin Saulė Bliuvaitė scharf mit ihrer eigenen Kindheit und dem Gefängnis kapitalistischer Schönheitsvorstellungen für Frauen ab. In der aktuellen Selbstverständlichkeit von absurden Diät-Programmen und Schönheits-OPs beim Streben nach körperlicher Perfektion zeigt sich: Die schlimmste toxische Beziehung führen wir manchmal mit uns selbst.
23. April 2025
18:00 Uhr, Eldorado Filmtheater
Mehr Informationen
Regie | Saulė Bliuvaitė |
Land | Litauen |
Jahr | 2024 |
Spieldauer | 99 min |
Sprache | Litauisch |
Sprachfassung | OmdU |
Produktion | Akis Bado, Giedrė Burokaitė |
Koproduktion | Juste Michailinaite |
Darsteller | Vesta Matulyte, Ieva Rupeikaite, Giedrius Savickas, Vilma Raubaite |
Kamera | Vytautas Katkus |
Drehbuch | Saulė Bliuvaitė |
Schnitt | Ignė Narbutaitė |
Ton | Julius Grigelionis |
Musik | Gediminas Jakubka |
Sound Design | Zuzanna Dziurawiec, Martyna Laska |
LOCARNO 2024: GOLDEN LEOPARD MAIN PRIZE, SWATCH FIRST FEATURE AWARD
Über die Regisseurin
Saulė Bliuvaitė, geboren 1994, ist eine Regisseurin und Drehbuchautorin aus Litauen. Zwischen 2016 und 2021 drehte sie vier Kurzfilme, wovon ihr Letzter (Limousine, 2021) Preise bei GoEast und auf dem Warschauer Film Festival gewann. Ihr Debüt-Langfilm Toxic feierte seine Premiere auf dem 77. Locarno Film Festival, wo sie den Wettbewerb um den goldenen Leoparden gewann und außerdem den Swatch First Feature Award und den Preis der ökumenischen Jury verliehen bekam.
Pressestimmen
„Die fiesen Mädchen eines durchschnittlichen Hollywood-Teenie-Films würden auf dem rücksichtslosen Jugendspielplatz von Toxic, wo wirtschaftliche Ausbeutung und unerbittliche Körperstandards sowohl die Tyrannen als auch ihre Opfer beherrschen, nicht einen Morgen überleben. [...] Saulė Bliuvaitės beeindruckend hartes Spielfilmdebüt ist kompromisslos in seiner Darstellung der Strapazen und des Selbstmissbrauchs, denen Mädchen ausgesetzt sind, die an einer zwielichtigen Model-Akademie eingeschrieben sind - wo das vage Versprechen einer Flucht nach so ziemlich überall hin ausreicht, um erschreckende Extreme von Essstörungen und Körpermodifikationen zu motivieren.“ (Guy Lodge für Variety)
„Abgesehen von Essen, Eltern, Schule und Beziehungen kann die Toxizität auch von der allgemeinen Leere in der Umgebung und dem Mangel an sinnvollen Lebensaussichten herrühren [...]. Ein Umfeld, das junge Menschen nicht dazu motiviert, eine bereichernde innere Welt zu entwickeln, vergiftet automatisch auch die Äußere. Mit einer suchenden Kamera und einem besonderen Augenmerk darauf, die emotionalen Frequenzen der Figuren widerzuspiegeln - nicht nur durch ihre Interaktionen, sondern auch durch ihre stille, individuelle Zerrissenheit - fängt die Regisseurin intuitiv Schwingungen ein, die nicht verbalisiert werden können und die nur Bilder vermitteln können. Das macht den Film im intimsten Sinne des Wortes [hypnotisch] filmisch.“ (Mariana Hristova für Cineuropa)
Die Regisseurin über den Film
“Da ich selbst in einem kahlen Industriegebiet aufgewachsen bin, lebte ich mit dem Wunsch, zu fliehen - nicht nur vor meiner Umgebung sondern auch vor meinem Körper. Ich war sehr dünn und versuchte, mich bei Modelagenturen in meiner Stadt anzumelden, aber mir wurde ständig gesagt, einige Teile meines Körpers seien zu groß und entsprechen nicht der Norm. Ich verfolgte mein Ziel weiter und suchte Bestätigung an Orten, an denen ich keine finden konnte. Dieser Film basiert auf meinen eigenen Erfahrungen als 13-jähriges Mädchen und auf den Ereignissen, die sich in dieser Zeit um mich herum abgespielt haben.
Das zentrale Thema dieses Films ist der menschliche Körper. Er erforscht die Art und Weise, wie wir uns zu unserem Körper verhalten und mit unseren Unvollkommenheiten umgehen.” (Statement von Saulė Bliuvaitė für die European Film Academy)
IN ANWESENHEIT DER REGISSEURIN
KINOPREMIERE
Internationaler Langfilm


