15. LICHTER ART AWARD
Internationale Plattform für Videokunst
Der LICHTER Art Award richtet sich an Videokünstler*nnen und Filmemacher*nnen aus aller Welt. Seit 2011 ist der LICHTER Art Award eine Plattform für zeitgenössische Videokunst. Für die 15. Ausgabe des mit 1.000 Euro dotierten Preises wurden über 130 Werke eingereicht.
Die Werke der fünf nominierten Künstler*innen werden in einer kuratierten Ausstellung präsentiert, die im Massif Arts in der Eschersheimer Landstrasse 28, 60322 Frankfurt am Main stattfindet.
Die Preisverleihung findet am 27. April 2025 im MASSIF E - Zeil 125, 60313 Frankfurt am Main statt.
Die Nominierten und ihre Werke:
Suse Itzel - Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht
Paul Haas - Verbogene Zeit
Eva Pedroza, Fanny Sorgo - Tako Tsubo
Samira Elagoz, Z Walsh - You can't get what you want but you can get me
Franz Wanner - Berlin-Lichtenberg
Die 15. LICHTER ART AWARD Ausgabe präsentiert Werke, die sich mit individuellen und gesellschaftlichen Fragen rund um Identität und Andersartigkeit auseinandersetzen. Suse Itzel konfrontiert die Zuschauer in ihrer Videoarbeit “Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht” mit ihrer Erfahrung von sexuellem und psychischem Missbrauch in ihrer eigenen Familie. Paul Haas erzählt in seinem Werk "Bent Time" auf poetische Weise von den Herausforderungen des Aufwachsens als junger Mann in Ostdeutschland. Die kollaborative Animationsarbeit "Tako Tsubo" von Eva Pedroza und Fanny Sorgo entführt uns in ein surreales, humorvolles und existenzielles Drama. Samira Elagoz und Z Walsh lassen uns in die kompromisslose Bildwelt ihrer transmaskulinen Realität eintauchen – in der visuellen Dokumentation "You can't get what you want but you can get me". Franz Wanner nimmt uns mit nach “Berlin-Lichtenberg" im Jahr 1943, wo eine filmische Erinnerung an einen Familienspaziergang im Park offenbart, was damals viele nicht sehen wollten – und was manche auch heute noch leugnen.
Die Nominierten 2025
Suse Itzel - Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht

Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht ist ein experimenteller dokumentarischer Essayfilm, in dem sich die Regisseurin selbst mit den schmerzhaften und tragischen Erinnerungen an die Familienvergangenheit auseinandersetzt, mit denen sie noch immer kämpft. „Anfang November 2018 entschied ich mich, einen autobiografischen Film zu machen. Kurz dachte ich, ich könnte das einfach tun. Ich könnte einfach den Bericht der psychiatrischen Klinik lesen: Die Patientin berichtete, dass sie vom 11. bis 15. Lebensjahr von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde... - Sie sagen, es sei behandelbar. - Vielleicht wäre ich heute genauso traurig, wenn all das nicht passiert wäre?“
Suse Itzel, 1984*, ist eine Künstlerin, Filmemacherin und Autorin. Sie studierte an der Akademie der Schönen Künste Hamburg (HFBK) und schloss ihr Aufbaustudium an der Akademie der Medienkunst Köln (KHM) im Jahr 2024 ab. Itzels künstlerische Praxis umfasst Videoinstallationen und räumliche Konstruktionen, die Themen im Zusammenhang mit Räumen, Gebäuden und menschlichen Lebensumgebungen untersuchen. Durch Literatur setzt sie sich mit autobiografischen Themen wie sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Trauma auseinander. Ihr Werk sucht nach einer kreativen Ausdrucksform, um ihre Erfahrungen mit Sprachlosigkeit zu thematisieren.Sie stellte in der Bundeskunsthalle, Bonn, am Goldsmith College in London, dem Japanischen Kulturinstitut in Köln, dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, dem Kunsthaus Hamburg, der Falckenberg-Sammlung in Hamburg, dem Ludwig-Forum in Aachen aus. Sie war Stipendiatin am Literaturzentrum Burg Hülshoff in Münster. Itzel lebt in Köln.
Paul Haas - Verbogene Zeit

Verbogene Zeit ist ein experimenteller Film, der die Jugend des Regisseurs Paul Haas in Nordsachsen Anfang der 2000er Jahre reflektiert. Der Film erkundet die Identitätskonflikte dreier junger Männer – Gerd, Benny und Karlo – und ihre Auseinandersetzung mit Männlichkeit, Verletzlichkeit und Zugehörigkeit. Im Schatten der lokalen rechtsextremen Szene offenbart der Film, wie soziale und geografische Bedingungen die Weltsicht einer Generation prägen.
Paul Haas, 1992*, ist ein bildender Künstler, der sich auf Medienkunst, Skulptur und Film spezialisiert hat. Er studierte Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar und studierte später Bildende Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. Seine künstlerische Praxis erforscht die Schnittpunkte von Material, Gedächtnis und Körper und verwendet oft sowohl dokumentarische als auch fiktive Techniken in seinen Film- und Videoarbeiten. Haas hat international ausgestellt, mit Gruppenausstellungen an Orten wie dem Museum of Modern Art of Odessa, Ukraine, Transmediale, Berlin und dem Goethe-Institut Dublin. Zu seinen Einzelausstellungen gehören Storema am Nassauischen Kunstverein Wiesbaden, 2020 und Verbogene Zeit am 1822-Forum in Frankfurt, 2024. Er gewann 2023 den Städelschule Rundgang Filmpreis und ist derzeit Artist-in-Residence im Art Hub Copenhagen. Haas lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Eva Perosa & Fanny Sorgo - Tako Tsubo

“Tako Tsubo”, auch bekannt als Stress-Kardiomyopathie oder Broken-Heart-Syndrom, ist eine seltene, akut auftretende Funktionsstörung des Herzmuskels, die einem Herzinfarkt ähnelt. Sie resultiert in der Regel aus außergewöhnlichem emotionalen oder physischem Stress. In dem Film Tako Tsubo entscheidet sich der Protagonist, Herr Ham, sein Herz entfernen zu lassen, um sich von seinen komplizierten Emotionen zu befreien. Der Arzt versichert ihm, dass dieses Verfahren heutzutage kein Problem mehr darstellt. “Tako Tsubo” feierte seine Weltpremiere auf der 74. Berlinale 2024 und wird weiterhin auf internationalen Festivals gezeigt.
Eva Pedroza, 1982* , ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die traditionelle Kunstpraktiken mit zeitgenössischen Film- und Animationstechniken verbindet. Pedroza bringt in ihre künstlerische Praxis die Themen Dualität, emotionale Landschaften und die Unschärfe der Grenzen zwischen scheinbar gegensätzlichen Konzepten ein. Ihre Arbeit, die sich durch experimentelle Prozesse und narrative Elemente auszeichnet, hat durch Ausstellungen, Filmfestivals und Kooperationsprojekte Anerkennung erlangt. Pedroza lebt in Berlin.
Fanny Sorgo ist eine multidisziplinäre Künstlerin. Sie studierte Szenisches Schreiben und Narrativen Film an der Universität der Künste Berlin und arbeitet als Autorin, Performerin, Komponistin und Regisseurin in den Bereichen Musik, Film und Theater. Ihre Texte und Stücke wurden an verschiedenen Theatern in Europa präsentiert, darunter an der Deutschen Oper Berlin. 2023 begann sie, ihre eigene Musik zu veröffentlichen. Sorgo lebt in Wien.
Samira Elagoz & Z Walsh - You can't get what you want but you can get me

You can't get what you want but you can get me ist eine intime Erzählung über die Liebe, die Transition und das Leben von zwei trans Männern. In diesem dokumentarischen Essay zeigen sie die Kämpfe und Siege von transgeschlechtlichen Menschen und anderen, die ihr authentisches Selbst leben wollen. You can't get what you want but you can get me feierte seine Premiere auf dem IFFR 2024 und wurde bereits auf internationalen Festivals rund um den Globus gezeigt.
Samira Elagoz, 1989*, ist ein finnisch-ägyptischer trans*maskuliner Künstler und Filmemacher, der für seine provokativen und experimentellen Werke bekannt ist, die Themen wie Identität, Intimität und Männlichkeit erforschen. Elagoz schloss 2016 seinen Abschluss mit einem BA in Choreographie an der Amsterdamer Universität der Künste ab. Seine künstlerische Praxis kombiniert Performance-Kunst mit Film und schafft eine einzigartige Form von Doku-Fiktionen, die die Zuschauer herausfordert, sich mit komplexen sozialen und persönlichen Themen zu beschäftigen. Elagoz hat in verschiedenen internationalen Film-, Bild- und Performance-Kontexten seine Werke gezeigt wie der Biennale von Venedig, wo er den Silbernen Löwen gewann; IDFA, Rotterdam Film Festival, CPH:DOX, Eye Film Museum, Kiasma Contemporary Art Museum, Helsinki und The Whitechapel Gallery, London. Einige seiner früheren Filmarbeiten sind Craigslist Allstars (2016) und Seek Bromance (2021). Elagoz lebt in Berlin.
Z Walsh ist ein in Brooklyn ansässiger transgender Regisseur, Produzent, Model und Künstler. Walsh konzentriert seine künstlerische Arbeit auf die Fotografie. In den kreativen Gemeinschaften von New York und Los Angeles ist er bekannt für seine rohen, einfühlsamen Darstellungen sowohl der abgebildeten Personen als auch seiner selbst. Seine Leidenschaft liegt darin, trans Stimmen zu fördern und der Unsichtbarkeit und Auslöschung von trans*maskuliner Identität entgegenzuwirken.
Franz Wanner - Berlin-Lichtenberg

Der Film Berlin-Lichtenberg verwendet Bilder eines Homemovies von 1943. Die offenkundige Absicht des Filmenden, beschauliche Augenblicke des eigenen Familienlebens im Berliner Bezirk Lichtenberg festzuhalten – die Ehefrau mit Kind beim Spaziergang, Freizeit in der Gaststätte am See – wird durch unbeabsichtigte Bildinhalte unterlaufen. Im Hintergrund zeigen sich Erscheinungen der Zwangsarbeit – eine Gruppe von Zwangsarbeiterinnen auf dem Weg zum Einsatzort, Baracken eines Zwangslagers hinter dem Ausflugslokal – nicht als bewusst ausgesuchte Motive, sondern als beiläufige Dokumentation der steten Präsenz der Zwangsarbeit im NS-Alltag. Die Amateuraufnahmen werden neu montiert und mit Zwischentiteln versehen, die die stummen Bilder aus einer gegenwärtigen Perspektive beschreiben und um eine fiktionale Ebene erweitern.
Franz Wanner, 1975*. Wanners forschungsintensive Arbeiten stellen Techniken der Machtlegitimation infrage und stellen lokale Realitäten in globale Kontexte: Mit seiner Arbeit Die Befragung (2018) untersuchte er beispielsweise Praktiken der Geheimdienste und aktuelle Vorstellungen von Staatsbürgerschaft, Sozialstaat und Staatsgeheimnissen; mit der Installation Dual-Use (2016) wies er auf Tendenzen der sozialen Militarisierung hin, was eine parlamentarische Anfrage an die Staatsregierung in München auslöste. Ausgewählte Ausstellungen: Helmhaus, Zürich (2025), KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin (2024), Museum Villa Stuck, München (2024, 2023), Goethe-Institut Paris (2020); Museum of Moscow; Public Art Munich / Münchner Kammerspiele, Magasins Généraux, Paris (2018); Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München (2017, 2016); Kunsthalle München; Platform München; GEDOK Stuttgart (2015); Fotomuseum München, Forum für zeitgenössische Fotografie; GFLK Halle Süd, Galerie für Landschaftskunst Hamburg; basis e.V., Frankfurt am Main (2014); Museum für Photographie Braunschweig; Forum für zeitbasierte Kunst und politische Kultur, Leipzig (2013); Ural Industrial Biennial of Contemporary Art, Ekaterinburg; Spektre Gallery, New York; Noordkaap Gallery, Dordrecht (2010); Today Art Museum Beijing (2008); Museum of Contemporary Art Shanghai; General Public Berlin (2007); Haus der Kunst München (2006); Centro Cultural Telemar, Rio de Janeiro (2005). Wanner lebt und arbeitet in München und Zürich.