16.04. ‐ 21.04.2024

BAUMI 10 YEARS - EINE HOMMAGE

In Erinnerung an den Filmemacher Karl „Baumi“ Baumgartner feiern wir zusammen mit dem Filmfestival Bolzano in einer Hommage das Kino.
Und ihn!

Keine Zukunft ohne Vergangenheit: So zeigen wir eine Auswahl seiner schönsten Filme, die er als Hebamme des Films, wie er sich selbst gerne bezeichnete, zur Welt gebracht hat.

Das Programm umfasst sieben Screenings in unseren Spielstätten in Frankfurt und eine Sondervorführung im Murnau-Filmtheater in Wiesbaden. Es wird begleitet von einer Video- und Soundinstallation im zweiten Stock unseres Festivalzentrum, in der die Zuschauer:innen im Truffaut-esquen Kurzfilm Favola in Quattro Tempi* aus dem Jahr 1967 einem „Baumi“ in jungen Jahren begegnen können. In der Soundinstallation hören wir (vor)gelesene Briefe, kleine Zeitdokumente, die wie Liebesgeschichten und aus einer anderen Zeit klingen. 

Am Freitag, den 19. April und Sonntag, den 21. April wird im Kino des DFF außerdem der Kinderfilm Nomaden der Lüfte in der Hommage laufen.

„Das einzige, was ihm mit dem klassischen Produzentenklischee verband, war, die Zigarre, die er auch gerne kalt in der Hand hielt. Karl Baumgartner, Baumi, der leidenschaftliche Bilderentdecker. Die Neugierde, die Offenheit des gebürtigen Südtirolers kannte keine Grenzen - weder formal noch territorial. Als Kinobetreiber und Verleiher teilte er seine Begeisterung mit dem Publikum. Als Produzent verwirklichte er die Visionen seiner Regisseure und Regisseurinnen. Baumi, Du fehlst!”

-Anke Leweke, Filmkritikerin, Berlin

*„Una Favola in Quattro Tempi“ digitalisiert 2024 mit der Hilfe und Förderung der Hessen Film & Medien GmbH, IDM Film Commission Südtirol, mit Support durch The Post Republic GmbH und vielen mehr.



Zu dem oben abgedruckten Gedicht lässt uns Martina Valentina Baumgartner wissen:
"NOI (WIR) ist ein Gedicht, das Papa mit der Schreibmaschine geschrieben hat (vermutlich seines) und einem Brief an Mamma mit beilegte."


Eine Hommage - 8 Filme

Ghost Dog - Der Weg des Samurai // Frankreich/Deutschland/USA/Japan 1999, OmdU (Englisch, Französisch) // Regie: Jim Jarmusch Dauer: 116 Min.

Freitag, 19. April 2024, 21:45 Uhr, Kino des DFF - TICKETS 

Er lebt in einer kleinen Hütte auf dem Dach einer Mietskaserne. Ghost Dog ist ein Auftragskiller, und zwar ein ziemlich einsamer: Seine Aufträge bekommt er über Brieftauben, die er in einem Verschlag neben seiner Hütte hält, sein einziger Medienkonsum ist „Hagakure“, ein altes japanisches Buch über den Kodex des Samurai. Er lebt von den Aufträgen eines Mafioso, doch irgendwann ist sein Kopf in der Schlinge der Mafia. Jim Jarmuschs Gangsterfilm mit einem großartigen Forrest Whitaker ist eine Hommage an an den Film Noir (und an Filme wie „Narbenhand“ und Melvilles „Le Samourai“) und beeindruckt durch seine somnambule Atmosphäre, durch die sich Ghost Dog wie in Trance bewegt. Unter den vielen Außenseitern, die die Filme von Jim Jarmusch bevölkern, ist Ghost Dog der schweigsamste - und rätselhafteste.



Ein Engel an meiner Tafel // USA/England/Australien/Neuseeland 1990, OmeU (Englisch) // Regie: Jane Campion Dauer: 158 Min.

Samstag, 20. April 2024, 20:15 Uhr, Orfeos Erben - TICKETS

Auch der Beginn der Karriere der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion ist untrennbar mit dem Pandora Filmverleih verbunden. Noch vor dem Erfolg von „Das Piano“ (der auch für Pandora der kommerzielle Durchbruch bedeuten sollte), brachte der Verleih den zweiten Langfilm von Jane Campion in die deutschen Kinos - und das Filmland Neuseeland kam dadurch ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Campion erzählt in „An Angel At my Table“ die Lebensgeschichte der 1924 geborenen neuseeländischen Schriftstellerin Janet Frame. Wie in Frames Autobiografie, nach der der Film entstand, hat Campion den Leidensweg der Schriftstellerin in drei Kapitel gegliedert: von ihrer Jugend über ihren acht Jahre dauernden Aufenthalt in der Psychiatrie bis hin zu ihren Reisen als Erwachsene - die Geschichte einer Frau, der das Schreiben vielleicht das Leben gerettet hat.



Das Mädchen aus der Streichholzfabrik // Finnland/Schweden 1990, OmdU (Finnisch) // Regie: Aki Kaurismäki Dauer: 69 Min.

Sonntag, 21. April 2024, 14:00 Uhr, Harmonie Filmtheater - TICKETS

Es ist ihre Aufgabe, auf die richtige Etikettierung von Streichholzschachteln zu achten. Iris (Kati Outinen) ist ein Mensch, der im Schatten steht, niemand nimmt sie wahr, zuhause wird sie von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater schikaniert. Als sie einmal ausbricht, tanzen geht und mit einem Mann die Nacht verbringt, wird sie ungewollt schwanger. Aber ihr One Night Stand verhält sich ablehnend und will sie zur Abtreibung zwingen. Iris beginnt einen Rachefeldzug mit Rattengift aus der Apotheke. „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ ist der Abschluss von Kaurismäkis „Proletarischer Trilogie“ (mit „Schatten im Paradies“ und „Ariel“). Mit viel schwarzem Humor beobachtet Kaurismäki seine verlorene Protagonistin, in einer Mischung aus Lehrstück und bösem Märchen.



Holy Motors// Frankreich/Deutschland/Belgien 2012, OmeU (Französisch) // Regie: Leos Carax Dauer: 115 Min.

Sonntag, 21. April 2024, 20:00 Uhr, Mal Seh'n Kino - TICKETS

Elf Rollen spielt Dennis Lavant in Holy Motors des französischen Regisseurs Leos Carax, dessen „Pola X“ Pandora schon 1998 produzierte. Mr. Oscar (Lavant) ist ein Mann, dessen Aufgabe darin besteht, für eine kurze Zeit in das Leben anderer zu schlüpfen. In einer weißen Stretchlimo fährt er durch Paris, gibt mal die bucklige Bettlerin auf dem Pont-Neuf, mal einen Kleinbürger-Vater, mal einen alternden Geschäftsmann, mal spaziert er mit Kylie Minogue durch ein verfallenes Einkaufszentrum. Holy Motors lässt sich schwer einordnen, ist Musical, Drama, Komödie und auch Thriller in einem - und ob es nicht doch vielleicht nur ein Traum ist, bleibt bis zum Schluss offen. In seinen ästhetischen Mitteln war Carax noch nie bescheiden - und mit Holy Motors gelang ihm ein surrealer Bilderrausch.



Das Leben der Bohème // Finnland/Frankreich/Schweden/Deutschland 1992, OmdU (Französisch) // Regie: Aki Kaurismäki Dauer: 103 Min.

Samstag, 20. April 2024, 18:00 Uhr, Orfeos Erben - TICKETS

So wie die Filme von Jim Jarmusch, so gehören auch die Werke des Finnen Aki Kaurismäki zum Portefeuille von Pandora, bis heute. Kaurismäkis Herz schlägt für die Zukurzgekommenen, und er porträtiert sie mit der ihm eigenen Mischung aus Melancholie und Witz, Skurrilität und Tragik. „Das Leben der Boheme“, sein humorvollster Film, entstand nach dem Roman von Henri Murger (der auch schon Puccini als Vorlage seiner Oper diente) und taucht ein in das Leben dreier verkrachter Künstlerexistenzen, die der Zufall in Paris zusammengeführt hat: der französische Dichter Marcel (André Wilms), der ein Drama in 21 Akten geschrieben hat, der irische Komponist Schaunard (Kari Väänänen) und der albanische Maler Rodolfo (Kaurismäkis Stammschauspieler Matti Pellonpää) führen einen alltäglichen Kleinkrieg um die Existenz, der doch immer wieder ein glückliches Ende findet.



Dead Man// USA/Deutschland/Japan 1995, OmdU (Französisch) // Regie: Jim Jarmusch Dauer: 121 Min.

Freitag, 19. April 2024, 20:15 Uhr, Murnau Filmtheater - TICKETS

Als Jim Jarmusch seinen „Dead Man“ drehte, war die große Zeit des Western schon längst vorbei, und so ist aus seinem Film ein Western to end all Western geworden, der vor allem das Verhältnis zwischen den Ureinwohnern und den Siedlern umdreht. „Dead Man“ ist eine Reise in den Tod: Der Buchhalter William Blake (Johnny Depp) will eine Stelle in dem kleinen Städtchen Machine antreten, gerät aber in eine Schießerei und flieht tödlich verwundet. Er trifft auf den Indianer Nobody, der ihn für den berühmten britischen Dichter William Blake („Jerusalem“) hält und ihn für seine spontanen Schießkünste bewundert. Gedreht in rauem Schwarzweiß, besetzt mit Robert Mitchum, Iggy Pop und Billy Bob Thornton, unterlegt mit Neil Youngs verzerrtem Gitarren-Sound, ist „Dead Man“ eine meditative und kafkaeske Reise durch den Wilden Westen. Nach „Night on Earth“ die zweite Produktion von Pandora mit Jarmusch.



Wo ist das Haus meines Freundes?// Iran 1987, OmeU (Persisch) // Regie: Abbas Kiarostami Dauer: 83 Min.

Samstag, 20. April 2024, 16:00 Uhr, Kino des DFF - TICKETS

Als Pandora den frühen Film von Abbas Kiarostami aus dem Jahr 1987 ins Kino brachte, mit Verspätung im Jahr 1992, da war das iranische Kino nach der islamischen Revolution bei uns, anders als heute, noch weitgehend unbekannt. Der achtjährige Ahmed lebt in Koker, einem kleinen Dorf 200 km von Teheran entfernt. Weil er aus Versehen das Aufgabenheft seines Freundes Mohamed mitgenommen hat und diesem dafür eine Bestrafung droht, macht er sich auf den Weg ins Nachbardorf, um dem Freund das Heft zu bringen. Es beginnt eine Odyssee, das Dorf ist größer als gedacht, die Erwachsenen erweisen sich als keine große Hilfe, und Ahmed verläuft sich wie in einem Labyrinth. Kiarostami hat in Anlehnung an das italienische Kino des Neorealismus eine einfache Geschichte in klaren Bildern und mit einer durchaus sichtbaren Gesellschaftskritik in Szene gesetzt.



Nomaden der Lüfte - Das Geheimnis der Zugvögel // Deutschland/Frankreich/Schweiz/Spanien 2002, Deutsche Fassung // Regie: Jacques Perrin Dauer: 98 Min.

Freitag, 19. April 2024, 14:30 Uhr, Kino des DFF -  TICKETS 

Sonntag, 21. April 2024, 15:00 Uhr, Kino des DFFTICKTES

Der Dokumentarfilm zeigt spektaku­läre Flug- und Bewegungsaufnahmen von Vögeln in aller Welt, indem er ein Jahr lang verschiedene Vogelarten auf ihren Reisen zwischen Brut- und Überwinterungsplätzen verfolgt. Als Hommage an die Wunder der Natur plädiert der Film für ein Leben im Ein­klang mit dieser.

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