Von der einmaligen Initiative zum zentralen Forum der Filmbranche

Was 2018 als mutiger Aufschlag beim LICHTER Filmfest begann, entwickelte sich in wenigen Jahren zu einer der wichtigsten Plattformen für die Zukunft des deutschen Films. Der erste Kongress sprengte alle Erwartungen: Rund 100 Filmschaffende – von Regie und Produktion über Kino- und Festivalleitungen bis hin zu Förderinstitutionen, Sendern, Schauspiel und Kritik – kamen in Frankfurt zusammen. Ziel war es, konkrete Wege aus der Krise des deutschen Kinos zu finden.

Die Debatten waren intensiv, die Ergebnisse wegweisend: Die „Frankfurter Positionen zur Zukunft des Deutschen Films“ formulierten Forderungen nach grundlegenden Reformen in Förderung, Ausbildung, Distribution und Kinokultur. Aus einer einmaligen Initiative wurde ein Signal – und bald darauf eine Bewegung. Panels auf Festivals in München, Hof, Saarbrücken und der Berlinale griffen die Positionen auf, die in der Flugschrift Abschied von gestern bundesweit Verbreitung fanden.

Ein zentraler Impulsgeber war von Beginn an Edgar Reitz. Als einer der wichtigsten Autorenfilmer Deutschlands prägte er die Debatten nicht nur inhaltlich, sondern verlieh dem Kongress auch symbolisches Gewicht. Seine Forderung nach einer Rückbesinnung auf filmische Erzählkraft und kulturelle Verantwortung wurde zu einem Leitmotiv der weiteren Arbeit.

Der Erfolg des Auftakts machte klar: Es durfte nicht bei einem Treffen bleiben. Weitere Kongresse folgten, jeder mit einem eigenen Schwerpunkt, aber immer mit dem gleichen Anspruch: den deutschen Film neu denken.

© Dirk Hoy

2. Kongress 2022 – Forum Europa

Nach der erfolgreichen Premiere 2018 setzte der zweite Kongress im Mai 2022 an die bisherigen Debatten an – diesmal mit klarem Blick über die deutschen Grenzen hinaus. Unter dem Titel „Forum Europa“ diskutierten Filmschaffende, Produzentinnen, Festivalmacher, Wissenschaftler und Kulturschaffende über die Zukunft des europäischen Kinos. Die Corona-Pandemie hatte den Kulturbetrieb ausgebremst, nun war der Austausch über Ländergrenzen hinweg wichtiger denn je. Themen wie Filmförderung, Produktionsmodelle, Hochschulausbildung, Berufsperspektiven für den Nachwuchs, alternative Finanzierungsmodelle und die Auswertung von Filmen zwischen Kino und Streaming standen im Zentrum. Auch die Folgen des Ukraine-Kriegs wurden aufgegriffen. Die FERA (Federation of European Screen Directors) hielt im Rahmen des Kongresses ihre Jahresversammlung ab und organisierte einige der Veranstaltungen mit, wodurch der europäische Austausch zusätzlich gestärkt wurde. Begleitet wurde der Kongress von der Filmreihe „Zukunft Deutscher Film“, die eindrucksvoll die Qualität und Innovationskraft des deutschen Kinos unter Beweis stellte. Zu den Gästen zählte unter anderem der oscarprämierte Regisseur Costa-Gavras.

3. Kongress 2023 – 100 Jahre Frankfurter Positionen

Im April 2023 feierte der Kongress nicht nur fünf Jahre Frankfurter Positionen, sondern auch 100 Jahre Institut für Sozialforschung. Unter dem Motto „100 Jahre Frankfurter Positionen“ setzte der Kongress die Auseinandersetzung mit der Frankfurter Schule fort: Welche Rolle spielt Filmkritik in der Gesellschaft, und wie kann Kino Wirklichkeit reflektieren und transformieren? Themen wie Künstliche Intelligenz, internationale Filmstile, Zukunft des Autorenfilms und ökonomische Rahmenbedingungen deutscher Filmproduktion standen auf der Agenda. Gäste wie Edgar Reitz, Irene von Alberti, Dominik Graf, Wolfgang M. Schmitt und Sophie Linnenbaum brachten ihre Perspektiven ein. Der Kongress verband Theorie und Praxis, indem Filmrezeption, Produktion und kritisches Nachdenken über Filme zusammengeführt wurden.

4. Kongress 2024 – Zukunft Europa

Der vierte Kongress im April 2024 rückte Europa in den Mittelpunkt. Unter dem Motto „Zukunft Europa“ diskutierten die Teilnehmer, wie das europäische Kino erzählerisch, institutionell und kulturell gestärkt werden kann. Panels behandelten Koproduktionen, Filmbildung, Filmkritik, Streaming und die Rolle von Kreativität und KI. Alexander Kluge präsentierte ein eigens für den Kongress kuratiertes Kurzfilmprogramm, das seine Weltpremiere feierte. Weitere Gäste waren Albert Serra, Lilith Stangenberg, Christoph Hochhäusler, Monika Grütters und Juliette Prissard. Thematisch reichten die Diskussionen von Kinoarchitektur über neue europäische Filmzentren bis zur politischen Verantwortung von Kulturschaffenden angesichts des Erstarkens rechtspopulistischer Bewegungen.

5. Kongress 2025 – Angst essen Film auf

Im April 2025 stand der fünfte Kongress unter dem Leitmotiv „Angst“. Drei Tage lang diskutierten Filmschaffende, Wissenschaftler und Kulturschaffende, wie dieses fundamentale Gefühl Kultur, Filmproduktion, Medien und Erzählweisen prägt. Ulrich Seidl eröffnete mit einer Masterclass, in der er die Rolle von Angst in seiner Arbeit reflektierte. Roger Behrens, Giordana Marsilio und Elisabeth Bronfen untersuchten die Kulturgeschichte der Angst, während Filmtherapeut Otto Teischel ihr therapeutisches Potenzial beleuchtete. Christoph Hochhäusler, Veronika Franz, Severin Fiala und Linus de Paoli analysierten Angst als Triebkraft des Erzählens, Pia Marais und Mehmet Akif Büyükatalay thematisierten angstfreies Filmemachen. Weitere Panels behandelten Angst in Medien und Fördersystemen, demokratische Erosion und rechtsautoritären Einfluss. Unter den prominenten Gästen waren Monika Grütters, Stefan Aust, Roger de Weck, Ulrich Seidl, Lars Eidinger, Lilith Stangenberg, Helena Zengel, Pia Marais, Aysun Bademsoy, Burhan Qurbani und Niki Stein.

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