16.04. ‐ 21.04.2024

Die Preisträger:innen des 15. LICHTER Filmfest stehen fest!

Mit der Preisverleihung fand das 15. LICHTER Filmfest seinen krönenden Abschluss. „Als Susan Sontag im Publikum saß“ erhält den Preis als bester regionaler Langfilm, der Kurzfilm „21:71 Uhr“ gewinnt den regionalen Kurzfilmpreis. Der Sieger des Virtual Reality-Wettbewerbs ist Nicolas Gebbe mit „Lockdown Dreamscape VR“. Alice Brygo gewinnt mit ihrer Arbeit „Soum“ den 12. LICHTER Art Award. Den diesjährigen Publikumspreis erhält „On the Other Side (Del Otro Lado)“ von Iván Guarnizo.

© PHILIPP GOLDBERG

Am 15. Mai endete das 15. LICHTER Filmfest Frankfurt International offiziell mit der großen Preisverleihung im Festivalzentrum, dem Cantate-Saal der Volksbühne im Großen Hirschgraben. Seit dem 10. Mai 2022 zeigte das LICHTER Filmfest aktuelles Weltkino zum Thema „Freiheit“, Glanzlichter des deutschen Filmschaffens, die besten Lang- und Kurzfilme der Region, Virtual-Reality-Filme und ausgewählte zeitgenössische Videokunst. 

Über 70 Filme, Publikumsgespräche mit Filmschaffenden und filmpolitische Panels mit Gästen aus über 20 Ländern Europas im Rahmen des 2. Kongresses ZUKUNFT DEUTSCHER FILM ließen an sechs Tagen Festivalatmosphäre aufkommen. Der große Kongressabschluss in der Frankfurter Paulskirche mit dem griechisch-französischen Regisseur Costa-Gavras bleibt unvergessen.

„15 Jahre LICHTER bedeuten 15 Jahre buntes Filmvergnügen in Frankfurt. Dieses Jubiläum nach zwei Jahren Pandemie im Kinosaal gemeinsam mit Team, Filmschaffenden und Publikum feiern zu können, macht uns euphorisch auf das, was noch kommt. Die Festivalwoche hat uns gezeigt, dass es sich lohnt an die Kraft des Films und die Zukunft des Kinos zu glauben!“, so die Festivalmacher:innen Gregor Maria Schubert und Johanna Süß.

© PHILIPP GOLDBERG

DER REGIONALE LANGFILMWETTBEWERB

Aus zehn Beiträgen im Regionalen Langfilm-Wettbewerb wird Als Susan Sontag im Publikum saß von RP Kahl mit dem Weißen Bembel und einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro geehrt – gestiftet von der Dr. Marschner Stiftung. Mit seinem Reenactment-Film überführt RP Kahl eine bedeutende Wegmarke des Feminismus‘ in die Gegenwart: 50 Jahre ist es her, dass der Schriftsteller Norman Mailer in der New Yorker Townhall in ein kämpferisches wie geistreiches Wortgefecht gerät – mit den vier Schriftstellerinnen und Aktivistinnen Jacqueline Ceballos, Germaine Geer, Jill Johnston und Diana Trilling. Im Publikum sitzt keine geringere als die große Intellektuelle Susan Sontag. RP Kahl reinszeniert die Debatte als Theaterstück und zeigt zugleich in aller Offenheit die kontroversen Diskussionen, in die seine Schauspielerinnen und er während der Proben immer wieder geraten: über ihre Figuren, Macht, das Frau-Sein, Sexualität und Feminismus. Als Susan Sonntag im Publikum saß ist ein lustvolles Plädoyer für die Streitkultur.

Als Susan Sontag im Publikum saß springt zwischen verschiedenen inhaltlichen und formellen Ebenen und reißt die Zuschauer:innen immer wieder aus der Komfortzone heraus. Der Film macht einen Diskurs auf, provoziert und manchmal ärgert er uns auch. Aber vor allem regt er zum Nachforschen an, zum Neupositionieren und zum lustvollen Weiterdiskutieren, zum Beispiel bei einem Glas Bier (wie der Regisseur es anregt)“, so die Laudatio der Jury, bestehend aus Antonia Kilian (Kamerafrau, Regisseurin und Produzentin), Babara Philipp (Schauspielerin) und Jakob Zimmermann (Redakteur ZDF/Das kleine Fernsehspiel).

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury dem Kasseler Regisseur Fabian Schmalenbach für seinen Dokumentarfilm Gemeinsam Nüchtern aus, eine multiperspektivische Beobachtung von selbstorganisertem Entzug auf einem Hofgut in der Nähe von Marburg. „Ohne zu romantisieren oder zu idealisieren werden die vielfältigen Herausforderungen und Reibungen zwischen Individuum und Kollektiv beobachtend erzählt. Der Film geht an den richtigen Momenten in die Tiefe und zeigt ein komplexes Bild von Menschen, die ihre Zukunft selbstverantwortlich gestalten wollen und sich dafür einer stark regelbasierten Gemeinschaft einordnen.“, so die Jury.


© PHILIPP GOLDBERG

DER REGIONALE KURZFILMWETTBEWERB

Den mit 1.000 Euro dotierte Preis für den regionalen Kurzfilmwettbewerb erhält Joey Arand mit ihrem Film 21:71 Uhr, der sich mit dem Vergessen in Form einer Demenzerkrankung befasst.

Die Jury, bestehend aus Alexandra Gramatke (Filmemacherin und Geschäftsführerin der Kurzfilm Agentur Hamburg), Karl-Eberhard Schäfer (Filmproduzent) und Peter Meister (freier Autor und Regisseur), lobt die innovative Art und Kreativität der Regisseurin, die sinnliche Erfahrung einer Demenzerkrankung zu vermitteln und dieses schwierige Thema durch beeindruckende filmische Mittel geradezu körperlich erfahrbar zu machen: „Scheinbar orientierungslos irrt die subjektive Kamera durch eine Wohnung, an deren Einrichtung zu erkennen ist: Hier hat jemand schon ein langes Leben gelebt. Suchend richtet sich der Blick wieder und wieder in die Räume, in denen sich Erinnerungsfetzen – gedreht auf 16 mm – mit immer deutlicher werdenden Zeichen des Gedächtnisverlustes vermischen: Tomaten auf dem Frisiertisch, Schuhe auf dem Küchentresen … Wir hören das Schlurfen von Pantoffeln, dazu ein Lied aus alten Zeiten. Auch auf der Tonebene vermischen sich Gegenwart und Vergangenheit.“, so die Jury in ihrer Laudatio. „Es entsteht eine Melancholie, die ohne ein Fünkchen Sentimentalität auskommt.“

Eine lobende Erwähnung gab es für den Kurzfilm Getrennte Gewalten von Joschua Keßler, der sich der Thematik NSU 2.0 widmet. „Ein Kurzfilm von bemerkenswerter handwerklicher Souveränität, der ein hochaktuelles politisches Thema treffend umsetzt, durch gute Regie und Schauspieler auch eine emotionale Ebene einführt und sich in Bildern und Ausstattung sehr hochwertig zeigt.“, lobt die Jury.


© PHILIPP GOLDBERG

PUBLIKUMSPREIS LANGFILM

Endlich wieder Kino mit Publikum! Das heißt auch: der mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis ist zurück! Die Zuschauer:innen konnten bei jedem Langfilm mit 1 (großartig) bis 5 (geht gar nicht) abstimmen und haben sich für On the Other Side (Del Otro Lado) von Iván Guarnizo entschieden. Der autobiografische Dokumentarfilm erzählt die Geschichte seiner Mutter Beatriz, die für fast zwei Jahre während des kolumbianischen Bürgerkriegs durch die FARC-Guerilla verschleppt wird. Als sie einige Jahre nach ihrer Freilassung stirbt, finden ihre Söhne das Tagebuch, in dem sie die Zeit ihrer Gefangenschaft beschreibt. Damit begeben sich die Brüder in den kolumbianischen Dschungel auf die Suche nach dem Guerilla-Kämpfer, der ihre Mutter verschleppte.


© PHILIPP GOLDBERG

DER 6. VR STORYTELLING AWARD

Der LICHTER VR Storytelling Award geht in diesem Jahr an Lockdown Dreamscape VR von Nicolas Gebbe. Der Gewinner darf sich über 1.000 Euro Preisgeld freuen. Eine Wohnung wird in diesem Experimentalfilm zu einem Kosmos, durch den die Zuschauer:innen schweben wie durch eine Raumstation, losgelöst vom Rest der Welt. Bekannte Formen zerfließen und werden zu etwas Neuem, doch am Ende dreht sich alles doch nur immerzu im Kreis.

Bereits zum sechsten Mal präsentierte das Festival narrative und dokumentarische 360-Grad-Filme in dem international ausgeschriebenen Wettbewerb. Die fünf Finalist:innen wurden von einer Fachjury, bestehend aus Agata Di Tommaso, Michael Gödde und Mathias Fournier, ausgewählt. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für Tearless von Gina Kim aus. Der Film zeigt in atmosphärischen Bildern ein erschütterndes Zeugnis der Opfer von Krieg und sexueller Gewalt. Ein verlassener Ort, der für das Leid der missbrauchten Frauen im Korea-Krieg steht. Bilder, die unter die Haut gehen.


© Avi Dehlinger

DER 12. LICHTER ART AWARD

Bereits am Montag wurde aus fünf nominierten Arbeiten die Gewinnerin des 12. LICHTER Art Award in der basis e.V. gekürt: Alice Brygo darf den Bembel und ein Preisgeld von 1.000 Euro mit nach Hause nehmen. Die Jury des diesjährigen LICHTER Art Award, bestehend aus Cristin Müller (basis e.V.), Gunter Deller (Filmkünstler) und Saul Judd (Kurator LICHTER Art Award) betonten in ihrer Laudatio die stilistische wie auch thematische Besonderheit von Alice Brygos Arbeit Soum.

Der Film Soum handelt von Inti, Jai und Pauline, die versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden, von Generationskonflikten und Herkunft, Traditionen, Kulturen und der Suche nach der eigenen Identität in einer von kapitalistischen Strukturen geprägten Gesellschaft. Der Film oszilliert zwischen intimer Dokumentation, künstlerischer Performance und surrealistischer Inszenierung und entführt uns in die Welt und die intimen Abenteuer der drei jungen Protagonist:innen. Indem er Machtstrukturen hinterfragt, drängt der Film darauf einen utopischen Ort zu finden, an dem Kultur, Herkunft, Geschichte und Rituale verschmelzen und sich den ungelösten Fragen der Zukunft stellen. „In einer Zeit des hohen kapitalistischen Wirtschafts- und Produktionsdrucks, in der das Individuum nur noch eine Nummer ist und die Gemeinschaft ständig zu verschwinden droht, hat die Künstlerin und Filmemacherin Alice Brygo einen relevanten gesellschaftlichen Kommentar abgegeben und uns mit ihrem virtuosen Umgang mit verschiedenen ästhetischen Stilen überzeugt.“, lobt die Jury.

ALLE PREISTRÄGER:INNEN IM ÜBERBLICK

2022

  • Bester regionaler Langfilm: Als Susan Sontag im Publikum saß (Regie: RP Kahl)
  • Bester regionaler Kurzfilm: 21:71 Uhr (Regie: Joey Arand)
  • Publikumspreis Langfilm: On the Other Side (Del Otro Lado) (Regie: Iván Guarnizo)
  • LICHTER VR Storytelling Award: Lockdown Dreamscape VR (Regie: Nicolas Gebbe)
  • LICHTER Art Award: Alice Brygo, Soum

2021

  • Bester regionaler Langfilm: street line (Regie: Justin Peach und Lisa Engelbach)
  • Bester regionaler Kurzfilm: MILK (Regie: Jennifer Kolbe)
  • LICHTER VR Storytelling Award: Replacements - Penggantian (Regie: Jonathan Hagard)
  • LICHTER Art Award: Frankfurter Hauptschule, MOTOR

2020

  • Bester regionaler Langfilm: LIVE (Regie: Lisa Charlotte Friederich)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Nachtschicht (Regie: David Dybeck)
  • Kurzfilmpublikumspreis: Die Vergänglichkeit des Bernd Hasselhuhn (Regie: Max Rainer)
  • LICHTER VR Storytelling Award: Aripi (Regie: Dmitri Voloshin)
  • LICHTER Art Award Florencia Levy, Lugar Fósil / Fossil Place

2019

  • Bester regionaler Langfilm: Khrustal (Crystal Swan) (Regie: Darya Zhuk)
  • Bester regionaler Kurzfilm: We Will Survive (Regie: Nele Dehnenkamp)
  • Binding Publikumspreis: The Watson´s Hotel (Regie: Peter Rippl, Ragunath Vasudevan und Nathaniel Knop)
  • LICHTER VR Storytelling Award: The Real Thing (Regie: Benoit Felici)
  • LICHTER Art Award: Andrew de Freitas, WEIGHT

2018

  • Bester regionaler Langfilm: Männerfreundschaften (Regie: Rosa von Praunheim)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Horizont (Regie: Peter Meister)
  • Binding Publikumspreis: Women of the Venezuelan Chaos (Regie: Margarita Cardenas)
  • LICHTER International Feature Award: Blue My Mind (Regie: Lisa Brühlmann)
  • LICHTER VR Storytelling Award: I, Philip (Regie: Pierre Zandrowicz)
  • LICHTER Art Award: Jakob Engel, Waiting for Record

2017

  • Bester regionaler Langfilm: A Gravame – Das Stahlwerk, der Tod, Maria und die Mütter von Tamburi (Regie: Peter Rippl)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Über Druck (Regie: Sebastian Binder und Fred Schirmer)
  • Binding Publikumspreis: Ghostland (Regie: Simon Stadler und Catenia Lermer)
  • LICHTER International Feature Award: I am not Madame Bovary (Regie: Feng Xiaogang)
  • LICHTER VR Storytelling Award: Sergeant James (Regie: Alexandre Perez)
  • LICHTER Art Award: Tobi Sauer, Simba in New York

2016

  • Bester regionaler Langfilm: Meine Brüder und Schwestern im Norden (Regie: Sung-Hyung Cho)
  • Bester regionaler Kurzfilm: In the Distance (Regie: Florian Grolig)
  • LICHTER International Feature Award: Les Sauteurs (Regie: Abou Bakar Sidibé, Estephan Wagner und Moritz Siebert) und Masaan (Regie: Neeraj Ghaywan)
  • Binding Publikumspreis: Auf einer Skala von 1-10 (Regie: Katharina Uhland)
  • LICHTER Art Award: James N. Kienitz Wilkins, B-Roll with Andre

2015

  • Bester regionaler Langfilm: Sin & Illy still alive (Regie: Maria Hengg) und CONDUCT! Jede Bewegung zählt (Regie: Götz Schauder)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Ein bisschen Normalität (Regie: Michael Schaff und Thomas Toth)
  • Binding Publikumspreis: Carlo, Keep Swingin' (Regie: Elizabeth Ok)
  • LICHTER Courage-Preis: Gewobenes Papier (Regie: Michel Klöfkorn)
  • Lobende Erwähnungen: Gezeitentümpel (Regie: Pablo Zinser), Warum ist der Tisch schräg!/Warum mag jeder Geld! (Regie: Stefan Vogt), Sorrow (Regie: Mikhail Svyatskiy) und Limit: S.O.S. (Regie: Andrzej Klamt)
  • LICHTER Art Award: Jonathan Van Essche, The Second of August

2014

  • Bester regionaler Langfilm: Erhobenen Hauptes (Regie: Gruppe DocView (Jaška Klocke, Jonas Meurer, Adrian Oeser,
    Katharina Rhein, Claudia Sebestyen und Julian Volz))
  • Bester regionaler Kurzfilm: Bahar im Wunderland (Regie: Behrooz Karamizade) und RE50 Richtung Wächtersbach (Regie: Leslie Bauer)
  • Binding Publikumspreis: The Scrapbox (Regie: Daniel Herzog und Robin Wissel)
  • LICHTER Art Award: Bertrand Flanet, Unmanned Distances

2013

  • Bester regionaler Langfilm: Im Land Dazwischen (Regie: Melanie Gärtner)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Misguided (Regie: Lukas Rinker)
  • Binding Publikumspreis: Die Meta-Morphose (Regie: Daniel Siebert)
  • Lobende Erwähnung der Jury: Wildwechsel (Regie: Gunther Deller)
  • LICHTER Art Award: John Skoog, Sent på Jorden

2012

  • Bester regionaler Langfilm: Babycall (Regie: Pål Sletaune)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Die alte Frau (Regie: Ariane Mayer)
  • LICHTER Art Award: Oliver Husain, Dear What's Your Face

2011

  • Bester regionaler Langfilm: Im Alter von Ellen (Regie: Pia Marais)
  • Bester regionaler Kurzfilm: N Gschichtn (Regie: Eva Becker)
  • Lobende Erwähnung der Jury: Die Allerletzten (Regie: Otmar Hitzelberger)
  • LICHTER Art Award: Luciana Lamothe, Caja Tarro Silla Marco

2010

  • Bester regionaler Langfilm: Das Schreiben und das Schweigen (Regie: Carmen Tartarotti)
  • Bester regionaler Kurzfilm: T.R.A. (Regie: Eva Becker)
  • Lobende Erwähnung der Jury: Marivanna (Regie: Olga Petrova) und Riverrun & Touchdown (Regie: Gunter Deller)

2009

  • Bester regionaler Langfilm: Endstation der Sehnsüchte (Regie: Sung-Hyung Cho)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Adamsapfel (Regie: Johannes Baptista Ludwig und Sascha Geerdts)

2008

  • Bester regionaler Langfilm: Video Kings (Regie: Daniel Acht und Ali Eckert)
  • Bester regionaler Kurzfilm: Der Jäger und der Bär (Regie: Joachim Brandenberg)
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