Ein neues FFG muss die Abhängigkeit der Produzent*innen von TV-Koproduktion abschaffen und stattdessen eine Ankaufsverpflichtung für die Sender einführen.


Ausgangssituation:

TV-Sender haben ein großes Mitspracherecht bei den Förderentscheidungen für Kinofilme. Einerseits, indem sie entscheiden, welche Kinofilme sie koproduzieren und mit Finanzmitteln für ihren Eigenanteil ausstatten. Andererseits, weil sie über die Filmabgabe in die Förderungen einzahlen und allein deshalb schon hinter den Kulissen verschiedener Förderinstitutionen an den Förderentscheidungen beteiligt sind.

Problem:

TV-Sender produzieren für ein komplett anderes Format als das Kino - für den kleineren TV- oder Computer-Bildschirm und ein anderes Kernzielpublikum. Sie verfolgen entsprechend bei den Förderentscheidungen andere Ziele. Durch ihre Einflussnahme verwässern inhaltlich wie formal starke, innovative Filmkonzepte im Prozess der Finanzierung zu Kompromissprojekten zwischen den Formaten. TV-Sender ziehen sich außerdem immer mehr aus der Kinokoproduktion zurück, so dass immer weniger Produktionsgelder zur Verfügung stehen.

Gründe:

Zwar ist die TV-Koproduktion keine zwingende, in den Förderrichtlinien festgeschriebene Voraussetzung zur Förderung mehr. Kapitalschwache Produzent*innen benötigen jedoch die TV-Gelder, um sowohl ihren Eigenanteil als auch die Regionaleffekte finanzieren zu können.

Lösungsansätze:

Die Einflussnahme von Sendern muss abgeschafft werden, um künstlerisch frei arbeiten zu können, gerade, weil sich die Sender zunehmend aus der Kinokoproduktion zurückziehen. Siehe dazu auch # ACHTUNG FFG! Eine Ankaufsverpflichtung, bei der Sender nach den Förderentscheidungen aus dem Pool geförderter Filme auswählen, kann eine Alternative zum Kinokoproduktionsmodell darstellen. Gleichzeitig würden die Abschaffung der Eigenanteile der Produzent*innen und der Regionaleffekte die Abhängigkeit der Filmproduzent*innen von den Sendern reduzieren. Siehe hierzu auch # ACHTUNG RESSOURCEN! Ein Blick in die Förderstrukturen unserer Nachbarländer Österreich und Schweiz zeigt, dass es möglich - und für die Qualität der Filme zuträglich - ist, die Sender-Mitsprache entschieden hinter die Förderentscheidungen zurückzustellen.


Für weitere konkrete Vorschläge zu einem Neuanfang im deutschen Film siehe auch:

31.01.2023 Für einen Neuanfang. Die IZK+F stellt ihr Konzept für eine grundlegende Reform der Filmförderung vor

13.04.2022 Stellungnahme des HVC zur FFG-Novelle

26.04.2018 Frankfurter Positionen

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